Der Steinfurter
Beitrag von Christiane Hildebrand-Stubbe.
Zur Sache ..
Steinfurt, August 2021 Der Steinfurter
Ein neuer Verein und die Liebe zu Steinfurt
Noch’n Verein? Brauchen wir das? Steinfurt hat doch schon so viele! Jetzt also auch „Steinfurt liebende Bürgerinnen & Bürger“. Der Name klingt irgendwie aus der Zeit gefallen, hebt sich damit aber wohltuend ab von den zurzeit so als hip daherkommenden, mit Anglizismen verbrämten Floskeln anderer Akteure. Und wer könnte sich da nicht aufgefordert sehen, mitzumachen. Schließlich darf man wohl davon ausgehen, dass ein Großteil der Steinfurter ihre Stadt auch liebt.
Andererseits ist „lieben“ schon ein großes Wort, mit dem man im privaten Umfeld eher sparsam umgeht. Klar ist wohl, dass damit Emotionen geweckt werden sollen. Schließlich ist der Anlass, der letztlich zur Vereinsgründung geführt hat, auch ein solcher: Die Menschen in der Stadt, nicht nur in Burgsteinfurt, hat es sehr aufgewühlt, was da mit der Wiese gegenüber dem Steinfurter Schloss passiert ist und womöglich noch passieren soll.

Stein des Anstoßes zur Gründung des Vereins war ursprünglich die Zukunft der Schlosswiese in Burgsteinfurt.
Jetzt aber hat man die anfangs monothematische Verengung aufgegeben und öffnet sich für alle Themen, die die Burger betreffen. Nicht nur die Burgsteinfurter, sondern die der ganzen Stadt. Da hat sich der neue Verein, der bereits als gemeinnützig anerkannt ist und kurz vor der formalen Ziellinie steht, viel vorgenommen. Die Rede ist von „mehr direkter bürgerschaftlicher Einflussnahme für alle Themen, die die Bürger der Kreisstadt bewegen und bei denen sie Handlungsbedarf sehen.
Ein weites Feld, das beackert werden soll und das doch quasi als „außerparlamentarische Opposition“, auch wenn man das politische System nicht infrage stellt. Zuerst einmal aber Respekt davor, dass sich quasi aus dem Nichts ein so engagiertes Team gefunden hat, das wohl sehr viel mehr will als nur einfach Kritik zu äußern. Und scheinbar ist die Zeit dafür reif, dass Wege außerhalb der bekannten und institutionalisierten gesucht werden. Offenbar versteht man sich auch nicht als Konkurrenz zu bereits bestehenden Angeboten oder dem relativ neuen Verein, Wie wollen wir leben in Steinfurt“, sondern kann sich da durchaus Schnittmengen vorstellen.
Einen Alleinvertretungsanspruch für die Interessen der Steinfurter Bürger kann der Verein auch nicht erheben, sondern sollte sich als Ergänzung verstehen. Natürlich wurde mit der Vereinsgründung nur eine erste Tür geöffnet, dennoch darf man erwarten, dass der Absichtserklärung, Steinfurt als „Lebensmittelpunkt, als touristisches Ziel und Wirtschaftsstandort“ zu stärken, bald mehr konkrete Vorschläge folgen. Und auch dazu, wie Ziele erreicht werden sollen. Ein „Bürgerbegehren kann ja nicht das einzige Instrument sein. Auf der neuen Vereins-Homepage wird aber deutlich, dass das keine Aufgabe des Vorstands sein soll.
Vielmehr ist das Angebot, Mitglied zu werden, auch als Appell an alle zu verstehen, ihre „Liebe zu Steinfurt mit konkreten Themenvorschlägen zu unterfüttern. Ein solches Projekt ist nämlich in der Tat nur dann erfolgreich, wenn es von möglichst vielen getragen wird. Insofern kann auch die Anfangsfrage mit einem klaren Ja beantwortet werden: Ja, auch ein zusätzlicher Verein macht Sinn und ist ein weiterer Beweis für das große Potenzial, das Steinfurts Bürgerschaft zu bieten hat. Den Initiatoren darf man wünschen, dass sie die erhoffte Unterstützung bekommen und der Verein die Reifeprüfung besteht.